Was tun, wenn’s brennt?

Für meinen letzten Blogpost habe ich den Blick in die Höhe gerichtet, um den Kirchturm von St. Stephan in den Blick zu nehmen. Heute schaue ich vor dem Philosophikum der Uni Köln an der Universitätsstraße zu Boden. Mitten auf dem Radweg ist eine gusseiserne, schwere Platte mit der Aufschrift Feuertelegraph zu sehen.

Feuertelegraph, im Hintergrund das Philosophikum
Feuertelegraph vor dem Philosophikum

Der Schriftzug „Gebr. Odenthal Köln-E.“ verrät den Hersteller: die Eisen- und Metallgießerei Gebrüder Odenthal aus Ehrenfeld. Sie stellte Kanaldeckel her; ihr Schriftzug ziert noch heute diverse Kölner Kanaldeckel, auch wenn die Firma längst nicht mehr existiert.

In den Boden versenkte Platten wie die vor dem Philosophikum finden sich an verschiedenen Stellen in der Stadt. Ein weiterer Feuertelegraph, diesmal ohne Odenthal-Schriftzug, wohnt zum Beispiel auf der Dürener Straße in Höhe der Hausnummern 84/86, ein anderer an der Volksgartenstraße in der Südstadt. Und was macht so ein Feuertelegraph?

Feuertelegraph vor der Dürener Straße 84/86

Direkter Draht

Feuertelegraphen waren die Brandmelder des 19. Jahrhunderts und beruhten auf der Technik der Telegraphie. Sie ermöglichte die Übermittlung von schriftlichen Nachrichten über Distanz durch elektrische Leitungen. Die Telegraphie war eine bahnbrechende technische Innovation ihrer Zeit und führte zur Verkabelung der Welt. In den 1850ern wurden beispielsweise die ersten Versuche unternommen, Europa und Nordamerika mit Unterseekabeln zu verbinden.

Die über das Stadtgebiet verteilten Kölschen Feuertelegraphen fungierten als Meldestellen. Im Brandfall tat der Meldende einen einfachen Handgriff am Feuertelegraphen, indem er eine Kurbel drehte, einen Knopf drückte oder an einem Griff zog. Dann übermittelte der Feuertelegraph den Alarm an eine Zentralstelle bei der Feuerwehr. Jeder Feuertelegraph hatte seinen spezifischen Alarmton – in der Telegraphie spricht man von Codierrädern – sodass die Zentrale identifizieren konnte, woher der Alarm kam. In der Zentrale ging zudem die Feuerglocke an. Bei der Meldestelle ertönte wiederum ein Signalton, der bestätigte, dass die Feuermeldung am Zielort eingegangen war.

Feuertelegraph an der Volksgartenstraße, Ecke Vorgebirgsstraße

Die Technik ging im späten 19. Jahrhundert an den Start und findet sich auch in anderen deutschen Städten. Aus Wuppertal stammt dieser Feuertelegraph, ähnliche finden sich in Düsseldorf. Im Gegensatz zu ihren Kölner Pendants sind sie außen an Hauswänden angebracht und nicht in der Erde versenkt.

Von Frank Vincentz – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5395504

Kurze Karriere

Die Telegraphie geriet als Technik zur Brandmeldung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ins Hintertreffen. Andere Medien wie das Telefon nahmen ihren Platz ein. Was sich heute unter den gusseisernen Deckeln in Köln befindet? Vermutlich nicht mehr viel. Die Telegraphenbestandteile sind sicher im Laufe der Jahrzehnte ausgebaut oder geklaut worden und anderweitig zum Einsatz gekommen. So erinnern heute nur die Deckel mit dem Aufschrift Feuertelegraph an den Nutzen einer revolutionären Technik für die uralte Aufgabe der Brandbekämpfung.

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