Die Hohenzollernbrücke, das weiß Wikipedia zu berichten, ist die am häufigsten befahrene Eisenbahnbrücke Deutschlands. Hier fahren täglich über 1220 Züge lang – was jeder, der schon einmal warten musste, weil die Gleise belegt waren, sofort glaubt. Die Güterzüge fahren über die Südbrücke, wo es etwas beschaulicher zugeht. Diese Brücke schauen wir uns genauer an.
Über sieben Brücken…
Köln hat sieben Rheinbrücken. Rechnet man großzügig, sind es siebeneinhalb, weil die Leverkusener Brücke linksrheinisch an Köln-Merkenich grenzt. Intra muros, also innerhalb der früheren mittelalterlichen Stadtbegrenzung, stehen heute drei Brücken. Von Norden nach Süden kommt zuerst die Hohenzollernbrücke direkt am Dom, dann die Deutzer Brücke und dann die Südbrücke.
Die Südbrücke ist ein Kind der Industrialisierung und des wachsenden Eisenbahnverkehrs. 1859 war die Dombrücke, der Vorläufer der Hohenzollernbrücke, fertig. Im selben Jahr wurde direkt neben dem Dom der Zentralpersonenbahnhof eröffnet. Der Zentralpersonenbahnhof reicht bald nicht mehr aus und wurde zum neuen Hauptbahnhof umgebaut. Er öffnete 1894 seine Pforten. Das Nadelöhr, durch das alle Züge hindurch mussten, war – damals wie heute – die Brücke neben dem Hauptbahnhof.
Deshalb schloss sich an den Hauptbahnhof ein Infrastrukturprojekt an, um den Zugverkehr anders durch Köln zu leiten. In diesem Zuge baute die Königlich-Preußische Eisenbahn zwischen 1906 und 1910 die Südbrücke. Über sie sollte der Güterverkehr laufen, der dann nicht mehr die Hohenzollernbrücke in Beschlag nahm. 1911 wurde nämlich die erneuerte Dombrücke, nunmehr Hohenzollernbrücke, fertig. Und die dritte im Bunde war die Brücke dazwischen: Ab 1915 stand die Deutzer Hängebrücke, Vorläufer der Deutzer Brücke an derselben Stelle. Sie war vor allem für den Straßenverkehr gedacht.
Zwischen Friedenspark und Poller Wiesen

Die Südbrücke verbindet Bayenthal / Neustadt-Süd mit Poll/Deutz. Sie verläuft entlang Grenze zwischen den Stadtteilen, deshalb ist es einfacher, sich an Parks zu orientieren: Die Brücke führt vom linksrheinischen Friedenspark zu den rechtsrheinischen Poller Wiesen. Die Hauptkonstruktion besteht aus drei stählernen Bögen und ist hier gut zu sehen.

An die Hauptbrücke schließen Vorlandbrücken an. So heißen die Teile einer einer Brücke, deren Pfeiler an Land stehen. Besonders spektakulär ist die linksrheinische Vorlandbrücke mit reich verzierten Pfeilern und Türmen.

Dieser Teil der Brücke besteht aus Beton und ist mit rötlichem Sandstein verkleidet. Die aufmerksame Beobachterin entdeckt an Pfeiler und Turm einige Verzierungen und Details. Am Pfeiler zwischen den vier Spuren der Rheinpromenade wohnt zum Beispiel ein bärtiger alter Herr mit langem Haar und Zahnrad in der Hand. Eine Symbol für die Industrie?

Die Architektur der Südbrücke machte am Anfang des 20. Jahrhunderts bewusst Anleihen am Mittelalter. So erinnert das linksrheinische Turmpaar an mittelalterliche Wachtürme. Die Türme waren anfangs Treppenaufgänge für Fußgänger, dienen aber heute nicht mehr diesem Zweck.

Auch hier finden wir reiche Verzierungen, etwa beim Treppenaufgang. Das Portal wird von geometrischen floralen Mustern gekrönt, darüber entdecken wir das Kölner Stadtwappen.

Was macht die Südbrücke besonders?
Besonders ist vor allem, dass Teile der ursprünglichen Architektur erhalten sind. Zwar wurde die Brücke 1945 beschädigt, aber weniger dramatisch als viele andere Rheinbrücken. Die Bogenkonstruktion und die historistische Bauweise vom Anfang des 20. Jahrhunderts sind für uns heute noch sichtbar. Besonders sind übrigens auch die Eigentumsverhältnisse: Die Brücke selbst gehört der Deutschen Bahn, aber die Stadt Köln unterhält und pflegt die Gehwege. Und das übrigens schon seit 1910!
Die Südbrücke zeigt auch, wie sich Anforderungen an Verkehr verändern. Sie ist für Fahrradfahrer nervig, weil man das Rad, idealerweise nicht schwer beladen, hochtragen muss. Für Rollifahrer, weniger mobile Menschen oder jene mit Kinderwagen ist sie kaum nutzbar. Den Rhein zu überqueren, kann also auch 2023 eine Herausforderung sein. Liebe Stadt Köln, tu mal was dran!
Links:
https://www.koelnreporter.de/op-jueck/koelner-rheinbruecken.html bietet einen Überblick über die Kölner Rheinbrücken.
https://www.stadt-koeln.de/artikel/03432/index.html verrät Details zu Länge, Spannweite und den Eigentumsverhältnissen der Brücke.
Eisenbahnbegeisterte und Technikliebhaber werden Freude an dieser Seite haben: https://www.rheinische-industriekultur.com/seiten/objekte/orte/koeln/objekte/bruecke_sued.html