Die Kirche Christi Auferstehung

An den Lindenthaler Kanälen gibt es nicht nur Enten, Schwäne und griechische Gottheiten zu bewundern, sondern auch eine ungewöhnliche Kirche. Die Kirche Christi Auferstehung liegt an der Brucknerstraße, am Ende des Clarenbachkanals inmitten schöner Bäume. Ungewöhnlich ist sie vor allem wegen ihres Aussehens: ein brutalistischer Bau der 1960er Jahre aus Sichtbeton und Ziegeln.

Ihr Architekt Gottfried Böhm (1920-2021) hat viele Kirchen im Nachkriegsköln gebaut. Dazu zählt auch die Kapelle „Madonna in den Trümmern“, die heute ins Diözesanmuseum St. Kolumba integriert ist. Mit die Beschreibung seiner Bauten als brutalistisch (vom französischen „béton brut“, roher Beton, nicht von brutal!) hat Böhm übrigens gefremdelt:

„Ich möchte doch nicht als brutaler Mensch gelten, einer der brutalistisch baut. Nur weil ich Beton verwende? Sind Kirchen in Granit dann auch brutalistisch? Mir geht es um Wärme.“

https://www.domradio.de/artikel/interview-mit-architekt-gottfried-boehm-zu-seinem-100-geburtstag

Die Kirche als Skulptur

Die heutige Kirche Christi Auferstehung ist der Nachfolgebau eines Gotteshauses aus den 1930er Jahren. Es hatte Kriegsschäden erlitten und wurde in den 1960er Jahren abgerissen. Zwischen 1964 und 1970 entstand der aktuelle Bau nach den Plänen von Gottfried Böhm, Wilhelm Jungherz und Klaus Micheel. Ihm liegt die Idee zugrunde, ein Bauwerk als Skulptur aufzufassen: runde Flächen, abgeschrägte Kanten, verschiedene Höhenstufen und der rückwärtige Kirchturm. Hinzu kommt die Verbindung der roten Ziegel- und hellen Sichtbetonflächen.

Während die Kirche von außen freundlich und hell erscheint, wirkt der Innenraum duster. Er bekommt kaum Tageslicht, die Ziegel- und Betonoptik wirkt hier ganz anders. Ich habe den Raum als bedrückend wahrgenommen, zumal der gekreuzigte Jesus in unerreichbarer Höhe oberhalb des Alters hängt.

Zum bedrückenden Eindruck haben vielleicht auch die Fenster beigetragen. Sie bestehen teilweise aus Nägeln und roter Farbe, was an die Kreuzigung, inklusive herunterlaufendes Blut, erinnert.

Die Erinnerung wachhalten

1987 richtete die Kirchgemeinde im Vorraum eine Edith-Stein-Kapelle ein. Das Jahr war nicht zufällig gewählt: 1987 sprach Papst Johannes Paul II. die Philosophin selig. Und auch der Ort ist kein Zufall. Edith Stein hatte von 1933 bis 1938 an der benachbarten Dürener Straße im Kloster gelebt und zur Pfarrei Christi Auferstehung gehört. 1938 floh die Nonne in die Niederlande, wo die Nazis sie 1942 verhafteten und deportierten. Sie wurde im Sommer 1942 in Auschwitz ermordet.

Die Edith-Stein-Kapelle bildet eine Brücke in die Vergangenheit. Ihre Namenspatronin starb mehr als 25 Jahre vor der Eröffnung der Kirche Christi Auferstehung in den Gaskammern. Sie hat das Gotteshaus in seiner jetzigen Form nie kennengelernt. Das Kloster an der Dürener Straße, in dem Edith Stein gelebt hat, steht auch nicht mehr. Beides, Kloster und Vorgängerkirche, fielen dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer.

Aus den Ruinen des Krieges entstand das „neue Köln“ mit Trümmerbergen und Sakralgebäuden im Stile des Brutalismus. Zu ihnen gehören Kirchen wie Christi Auferstehung oder St. Gertrud an der Krefelder Straße. Sie prägen das heutige Stadtbild mit – sei es an den lieblichen Lindenthaler Kanälen oder von der Bahnlinie aus sichtbar im Agnesviertel.

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