Benedikt Schmittmann

„Er gehört zu den wenigen Universitätsprofessoren, die im Kampfe gegen den Nationalsozialismus ihr Leben dahingegeben haben (…). Die Universität Köln kann stolz darauf sein, daß sie diesen Märtyrer einst zu ihren Dozenten zählen durfte.“

Konrad Adenauer, zitiert nach https://schmittmann-kolleg.de/wordpress/benedikt-schmittmann/

So ehrte Konrad Adenauer seinen Freund Benedikt Schmittmann nach dem Zweiten Weltkrieg. Schmittmann hat Spuren in Köln hinterlassen: zwei Stolpersteine, eine Figur am Rathausturm – und ein Wohnheim für Studierende in bester Lage am Sachsenring. Aber dazu später mehr.

Schmittmann-Figur am Rathausturm Köln, © Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)

Katholik durch und durch

Schmittmann stammte aus einer wohlhabenden Familie und kam 1872 in Düsseldorf auf die Welt. Er studierte Rechtswissenschaften und arbeitete unter anderem in der rheinischen Provinzialverwaltung, wo er sich in der Gesundheitspolitik einbrachte. Der Jurist war insbesondere in der Tuberkulosebekämpfung tätig. 1919 wurde er Professor für Sozialwissenschaften an der Universität Köln.

Benedikt Schmittmann, etwa 1905. Von unbekannt – [1], Arminia 1863-1963, Bonn 1963 u. a.

Mit Adenauer teile Schmittmann den katholischen Glauben, stand er doch für die katholische Soziallehre. Sie setzte sich auf theologischer Grundlage mit aktuellen sozialen Problemen auseinander. Zudem vereinte Adenauer und Schmittmann das politische Engagement. Der Düsseldorfer setzte sich in der Weimarer Republik für ein föderales System im Deutschen Reich ein. Er beäugte die Vormachtstellung Preußens kritisch und sah in ihr eine Gefahr für einen erneuten Krieg in Europa. Der Professor konnte sich innerhalb seiner Partei, des katholischen Zentrums, nicht durchsetzen.

Das Jahr 1933 bedeutete einen großen Umbruch für Schmittmann. Die Nationalsozialisten verschleppten ihn bereits kurz nach ihrem Machtantritt, sperrten ihn ein und sorgten dafür, dass er ein Lehrverbot erhielt. Sie warfen ihm vor, die katholische Soziallehre zu verbreiten. Zwar kam Schmittmann wieder frei, war sich aber der Gefahren bewusst. Freund und Feind drängten ihn dazu, auszuwandern, aber seine Frau Helene und er entschieden sich zu bleiben.

Mit Kriegsbeginn im September 1939 verhafteten die Nazis Schmittmann erneut. Sie deportierten ihn ins KZ Sachsenhausen, wo er noch im September an den Folgen der erlittenen Misshandlungen starb. Helene Schmittmann bewirkte, dass der Leichnam nach Düsseldorf kam, wo er auf dem Nordfriedhof bestattet wurde. Die Witwe überlebte den Krieg, die gemeinsame Villa am Sachsenring ging 1943 durch Bomben in Flammen auf.

Das Nachleben des Professors

Helene Schmittmann setzte in den 1950er Jahren einen Wunsch ihres Mannes aus seinem Testament um. Sie ließ die Villa am Sachsenring 26 wiederaufbauen und macht ein Wohnheim für Studierende daraus. Es eröffnete 1953. Schmittmann selbst zog auf die gegenüberliegende Straßenseite und wählte in den Anfangsjahren die Bewohner aus.

Das Wohnheim war selbstverwaltet und sollte explizit ein Begegnungsraum sein, wie es auch die Professorenvilla in den 1920er Jahren gewesen war. Helene Schmittmann selbst kam in den frühen Jahren regelmäßig im Wohnheim vorbei, um die Hühner zu füttern, die hinter dem Haus lebten, oder um die Kartoffeln in der Speisekammer nachzufüllen. Bis in die 1970er Jahre lebten nur Studenten am Sachsenring 26, dann kamen auch Studentinnen hinzu.

Helene Schmittmann starb 1970. Über ihren Tod hinaus führt eine gemeinnützige Stiftung ihr Werk und das ihres Mannes fort. Sie unterstützt einerseits das Wohnheim und bietet andererseits Studienförderung an der Uni Köln an, etwa Promotions- oder Auslandsförderung. Auch dies geht auf das Testament Benedikt Schmittmanns zurück.

Und heute?

Das Wohnheim am Sachsenring beherbergt heute 24 Studierende in bester Lage in der Südstadt. Es wird weiterhin selbstverwaltet und bietet seinen Bewohnern Semesterprogramme mit Veranstaltungen an. Vor der Tür erinnert ein Stolperstein an den früheren Bewohner und Stifter Benedikt Schmittmann.

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