Der Melaten-Friedhof

Der Melaten-Friedhof ist ein sehr schöner parkähnlicher Friedhof in zentraler Lage in Köln. Hier findet die Kölner Prominenz ihre letzte Ruhe und manchmal sieht man Neugierige auf der Suche nach dem Grab von Dirk Bach, Willy Millowitsch oder Guido Westerwelle. Viele Grabmale sind spektakulär und berührend. Mein persönlicher Favorit ist das riesige Zahnrad auf dem Grab des Gewerkschaftsfunktionärs Hans Böckler, der 1951 starb. Es verrät viel über das Selbstverständnis und Selbstbewusstsein von Industriegewerkschaften in den 1950er Jahren:

„Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will.“

Grabmal von Hans Böckler, Ehrenbürger der Stadt Köln

Der Melaten-Friedhof trägt in mehrerlei Hinsicht französische Spuren. Seine Gründung geht, was heute nicht mehr sichtbar ist, auf die französische Besatzung Kölns unter Napoleon zurück. Sichtbar sind dagegen mehrere Denkmäler für gestorbene Soldaten der Kriege zwischen Deutschland und Frankreich im 19. Jahrhundert. In ihnen spiegeln sich die Wirren des vorletzten Jahrhunderts wider. Ein genauer Blick lohnt sich also!

Melaten als Ort der Kranken

An der Stelle des heutigen Friedhofs befand sich im Mittelalter ein Siechenhaus, damals außerhalb der Stadtmauern gelegen. Hier wurden vor allem Leprakranke behandelt. Der Name „Melaten“ geht auf diese Zeit zurück, viele vermuten dahinter das französische Wort „malade“ für krank. Ich glaube, dass der Ursprung im lateinischen „male habitus“ (schlechter Zustand) liegt, weil ein direkter Übergang aus dem Französischen im Mittelalter nicht einleuchtet. Da aus „male habitus“ wiederum „malade“ hervorgegangen ist, sind die Begriffe aber nah beieinander. So oder so verweist das Wort Melaten darauf, dass dieses Gelände im Mittelalter den Kranken und Aussätzigen bestimmt war.

Melaten als Bestattungsort

Springen wir ans Ende des 18., zu Beginn des 19. Jahrhunderts. 1794 besetzten französische Truppen unter Napoleon Köln. Napoleon brachte der Stadt und dem Rheinland einen enormen Modernisierungsschub. Für Melaten ist vor allem das „Décret sur les sépultures“ (Dekret über die Begräbnisse) von 1804 wichtig. Es verbot aus hygienischen Gründen Beerdigungen innerhalb der Stadtmauern sowie, heute schwer vorstellbar, in geschlossenen Gebäuden wie Kirchen. Ein neuer Friedhof musste her. So wurde 1810 auf dem Melaten-Gelände der Zentralfriedhof der Stadt Köln geweiht und alle Friedhöfe innerhalb der Stadtmauern geschlossen. Die Besatzung sollte dann nur noch vier Jahre andauern, 1814 verließen die französischen Truppen Köln wieder. Seitdem hat sich der Melaten-Friedhof beständig weiterentwickelt und vor allem vergrößert. Mit über 55 000 Grabstätten ist es heute der größte Friedhof der Stadt.    

Der Melaten-Friedhof teilt sich in breite Nord-Süd- und Ost-West-Achsen. Er beherbergt übrigens auch viele Eichhörnchen, die sich in den Bäumen tummeln.

Update: Aus dem schönen Südwestfalen kam der Hinweis, dass „malade“ vermutlich doch schon über das altfranzösische „malabde“ ins Mittelhochdeutsche importiert wurde. Vielen Dank!

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