Unterwegs nach Düren

Auf der Liste der Fundstücke in besonders trostloser Umgebung steht dieses hier ganz weit vorn: auf der Dürener Straße kurz vor Marsdorf, in einer Unterführung unterhalb der A4 und neben einer Autobahnauffahrt.

Nein, es ist nicht das blaue Aralschild, sondern der Meilenstein, der links davon an die Betonwand gepresst steht. Er ist etwas erhöht auf einem Podest positioniert und hat zwei Poller als Geleit. Die Erhöhung führt das Absurde an dem Standort noch mehr vor Augen. Wir lassen uns nicht davon abschrecken und schauen uns genauer an, was da unter der Brücke beheimatet ist.

Infrastruktur made by Prussia

Der Meilenstein steht linkerhand, wenn man die Dürener Straße stadtauswärts fährt. Er besteht aus Sandstein. Während der obere Teil stark verwittert und kaum noch erkennbar ist, laut die Inschrift darunter:

Cöln Dürener Bezirksstrasse

erbaut 1830

1 Meile 1,00

Der Meilenstein erfüllt eine doppelte Funktion. Er gibt erstens eine Entfernung an, nämlich eine Meile ab der Kölner Innenstadt. Die deutsche Meile zählte etwa 7,5 km und war damit deutlich länger als die heutige Meile. Gemessen wurde ab der Kreuzung Schildergasse / Hohe Straße.

Zweitens erinnert der Stein mit seiner Inschrift an den Bau der Bezirksstraße Richtung Düren im Jahr 1830, als Köln Teil der preußischen Rheinprovinz war. Die Bezirksstraße entspricht heute in großen Teilen der Bundesstraße 264 von Köln über Düren und Aachen bis an die belgische Grenze. Die Infrastruktur aus dem 19. Jahrhundert prägt also, auch wenn die darüber laufende A4 heute natürlich deutlich mehr Verkehr führt.

Gerupfte Adler

Für die Frage, wie der beschädigte obere Teil des Meilensteins früher ausgesehen hat, hilft uns ein Blick Richtung Bonn.

Meilenstein in Alfter, Foto: Prof. emeritus Hans Schneider (Geyersberg) • CC BY 3.0.

In Alfter steht ein Geschwistermeilenstein mit der Aufschrift „Bonn Schleidener Bezirksstrasse, erbaut 1823“. Bei ihm ist oben „Regierungs-Bezirk Cöln, Kreis Bonn“ zu lesen und mittig der preußische Adler zu erkennen.

Wenn man ganz genau hinschaut, dann sind die Umrisse des Adlers, zumindest ein Flügel, der Kopf und der Schnabel, auch noch bei unserem Fundstück zu erkennen. Dem Kölner Meilenstein hat der Zahn der Zeit allerdings deutlich mehr zugesetzt. Das verbindet ihn übrigens mit einem anderen Fundstück. Auf dem Kriegerdenkmal in Köln-Kalk wohnt ein preußischer Adler, der auch schon bessere Tage gesehen hat…

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