Das Ehrenmal des deutsch-französischen Kriegs

Wir sagen Napoleon adieu und folgen der Nord-Süd-Achse auf dem Melaten-Friedhof geradeaus. Wenn die Ost-West-Achse des Friedhofs die Millionenallee mit besonders pompösen Gräbern ist, dann ist das hier die Kriegsmeile. Kaum haben wir den Napoleonstein hinter uns gelassen, blicken wir schon auf das Denkmal für die gefallenen Kölner Soldaten des Feldzugs von 1866. Es befindet sich in der Mitte des Weges und ist gut am preußischen Adler zu erkennen, der auf der Spitze thront und seine Schwingen ausbreitet. 1866 führte Preußen Krieg gegen Österreich-Ungarn und Verbündete, um seine Vorherrschaft innerhalb der deutschen Staaten zu festigen. Die Kölner als Bürger der Rheinprovinz kämpften auf Seiten Preußens, an ihre Toten erinnert das Denkmal.

Das Denkmal für die verstorbenen Kölner Soldaten des Feldzugs von 1866

Auch den Adler lassen wir hinter uns, gehen weiter geradeaus und bewegen uns auf unser Fundstück zu, das bereits hinter den Bäumen hervorlugt. Es befindet sich auf der rechten Seite des Hauptweges Nord-Süd in prominenter Gesellschaft. Direkt gegenüber auf der linken Seite des Weges sehen wir die Adenauer’sche Familiengedenkstätte. Wir wenden uns aber nach rechts und nehmen unser Fundstück genauer in Betracht: das Ehrenmal für die verstorbenen Soldaten des deutsch-französischen Krieges 1870/1871.

Doch zuerst ein Exkurs zu dem Krieg, der Anlass zum Bau des Ehrenmals gab. Beim deutsch-französischen Krieg kämpften deutsche Staaten unter der Führung Preußens gegen das französische Kaiserreich. Der militärische Konflikt dauerte von Sommer 1870 bis Winter 1871, er fand fast ausschließlich auf französischem Boden statt. Bis zu 48 000 deutsche und rund 140 000 französische Soldaten starben auf den Schlachtfeldern. Am Ende des Krieges stand eine verheerende französische Niederlage. In diesem Zuge musste der französische Kaiser Napoleon III. abdanken, auf das Zweite Kaiserreich folgte die Dritte französische Republik. Auf der anderen Seite ging das Ende des Krieges mit der Gründung des deutschen Kaiserreiches einher. Im Januar 1871 wurde der preußische König Wilhelm I. in Versailles zum deutschen Kaiser gekrönt.

Köln lag 1870/1871 weit außerhalb der Kampflinie, allerdings nahmen die hiesigen Lazarette verletzte deutsche Soldaten auf. Im Kaiserreich wurde die Erinnerung an den deutsch-französischen Krieg sehr gepflegt, um das (preußische) Militär zu feiern und die Einheit des Reiches zu beschwören. Gedenkveranstaltungen und Paraden erinnerten jährlich im September beim Sedantag an den entscheidenden Sieg bei Sedan. Viele Städte und Dörfer errichteten Denkmäler für gestorbene Soldaten, so auch Köln.

Ehrenmal des deutsch-französischen Kriegs

Was sehen wir?

Unser Fundstück steht auf einer kleinen Anhöhe. Es ist kreuzförmig aufgebaut, in der Mitte überragt ein Pfeiler die Kreuzarme. Auf der dem Weg zugewandten Seite des Pfeilers verrät eine Inschrift, wem das Denkmal gewidmet ist:

„Zum Andenken an die zu Coeln in Folge des Krieges 1870-71 verstorbenen Soehne Deutschlands.“

Im Gegensatz zum Napoleonstein ehrt dieses Denkmal also nicht Kölner, sondern deutsche Soldaten, die in Köln gestorben sind. Woher die Verstorbenen kamen, können wir Tafeln entnehmen, die seitlich an den Kreuzarmen angebracht sind. Dort sind sortiert nach Königreich bzw. Herzogtum die Namen der Geehrten und ihre Armeeeinheit aufgelistet. Die meisten stammten, kaum überraschend, aus Preußen. An den Kreuzenden sind auf halber Höhe die Namen der Orte notiert, wo die deutsche Armee 1870/1871 wichtige Siege errungen hatte. Am prominentesten, weil zum Weg platziert, ist Sedan. Auf den anderen Seiten finden wir, von Banderolen umrankt, Metz, Paris und Orléans.

Über den Ortsnamen und Erinnerungstafeln reihen sich die Wappen der kriegsführenden deutschen Teilstaaten rund um das Denkmal. Dem Kölner und dem preußischen Wappen sind die Ehrenplätze oben auf dem Sockel vorbehalten. Neben militärischen Attributen – auf dem Sockel sind Pickelhauben zu erkennen, die teilweise ihren Pickel verloren haben – sehen wir geometrische, florale Verzierungen im Stile der Neorenaissance.

Der Zahn der Zeit hat dem Ehrenmal deutlich zugesetzt. Der Stein ist von Witterungseinflüssen teilweise schwarz gefärbt und bröckelig. Moos wächst hier und da, auf den Kreuzarmen haben auch andere Pflanzen und mehrere Bäumchen gewurzelt. Allein die Granittafeln mit den Verstorbenen trotzen der Witterung, ihre Namen sind problemlos zu lesen.

Was ist seit 1875, dem Jahr der Denkmalweihe, passiert? Köln hat sich stark vergrößert. Deutschland hat zwei Weltkriege verloren und Preußen ist nicht mehr. Wie sich die Kölner Stadtentwicklung und die große Weltpolitik im Ehrenmal widerspiegeln, kannst du in Teil 2 lesen.

5 Kommentare

  1. Alexander Are s sagt:

    Hallo Luise, sehr schön, wie sich die Reihe weiterentwickelt! Natürlich bleibt nicht aus, dass gewisse Leute was zu mäkeln finden. So ist die Formulierung für das Kriegsende 70/71 missverständlich. Es war nicht Winter, es war Mai, auch wenn die wichtigen Schlachten bereits im Winter geschlagen waren, was Du wahrscheinlich meinst. Jedoch der arglose Leser könnte es so verstehen, dass sich der Krieg länger hinzog, bis in den folgenden Winter. Auch die Sache mit der Kaiserkrönung ist etwas salopp formuliert. Wie hätte es eine Kaiserkrönung ohne Krone geben können? Die lag in Wien. Eine eigene Krone für das Kaiserreich von 1871 gab es nur als Modell. Der Kaiser wurde also nur proklamiert, nie gekrönt! Viele Grüße aus der Provinz Westfalen – Alexander

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    1. luisestein sagt:

      Danke für die Hinweise, Alexander! Tatsächlich habe ich noch nie darüber nachgedacht, wieso in Bezug auf 1871 von der Kaiserproklamation und nicht von der -krönung die Rede ist. Wieder was gelernt, vor allem die Sache mit Kronenmodell!

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