Geschichten aus der Grabkammer

Ich nehme euch unter fachkundiger Begleitung von Prof. Dr. Heinz Günter Horn mit ins Römergrab in Weiden. Viel Freude beim Hören und Staunen!

Römergrab: Totale
Römergrab: Eingangsseite
Römergrab: Frauenbüsten

Bildnachweis: Förderverein Römergrab Weiden, Köln (Copyright: Axel Thünker DGPh, Bonn)

Beitragsbild: Inventar des Römergrabes Köln-Weiden, Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande, Band 3 Jahrgang 1843 Tafel 7/8

Hier geht’s zum ersten Beitrag über die Grabkammer. Er dreht sich um die Frage, wie es im Kölner Westen zur Römerzeit aussah.

Pferdebahn, Stadtbahn und ganz viel Herzblut

Anfang März bin ich zur Saisoneröffnung ins Straßenbahn-Museum gefahren. Natürlich mit der Straßenbahn! Ich lade euch ein mitzukommen – viel Spaß beim Hören!

Quelle: Die Hintergrundgeräusche bei meinen Gesprächspassagen stammen von https://hoerspielbox.de/.

Hier geht’s zu einer kurzen Geschichte der Straßenbahn in Köln.

„Seit 1877 die beste Ausrede für Verspätungen bei der Arbeit“

Tür mit Kriegsabdeckung, Straßenbahn-Museum Thielenbruch

Hier geht es zum Blogbeitrag über die KVB-Linie 7 als Nachfolgerin des berühmten Finchen.

Vielen Dank an René, das Straßenbahn-Museum in Thielenbruch und die Ehrenämtler, die es am Laufen halten! Hier gibt es die Öffnungszeiten und mehr Infos zum Museum.

Quelle: Das Pferdewiehern stammt von https://hoerspielbox.de/

Der Melaten-Friedhof

Den größten Friedhof Kölns habe ich schon mehrfach für meinen Blog besucht. Es gibt dort spektakuläre Grabmale zu sehen und viel Geschichte zu entdecken, von Napoleon bis zum deutsch-französischen Krieg. Auch Opfer des Zweiten Weltkriegs sind auf dem Friedhof bestattet.

Heute gibt es was auf die Ohren. Neben so viel kriegerischer Geschichte zeigt sich der Melaten-Friedhof im Audio-Porträt von seiner friedlichen Seite. Viel Spaß beim Hören!

Meilenstein und Autobahn

Im Frühjahr habe ich den preußischen Meilenstein an der Dürener Straße besucht. Er befindet sich in lauschiger Umgebung in einer Unterführung unter der Autobahn A4. Nun habe ich einen Bruder des Meilensteins gefunden – und wieder gibt es eine Autobahnverbindung!

Der frisch aufgetauchte Meilenstein ist in Deutz, genauer gesagt an der Deutz-Kalker Straße. Er steht vor einer Niederlassung der Autobahn GmbH des Bundes, auf dem Bild an dem Autobahnsymbol auf dem Fenster zu erkennen. Der verwitterte Sandstein sieht etwas traurig aus vor der spiegelnden Glasfassade.

Der Meilenstein ähnelt dem an der Dürener Straße: runder Kopf mit preußischem Adler und der Inschrift „Regierungs-Bezirk Coeln“, darunter der Kreis, in dem das Exemplar stand. In diesem Fall glaube ich, den Kreis Euskirchen entziffern zu können.

Deutzer Meilenstein
Meilenstein an der Dürener Straße

An welcher Bezirksstraße der Deutzer Meilenstein stand, bleibt ein Rätsel. Auf der Höhe ist das Exemplar zu beschädigt, um den Text zu lesen. In den 1820er Jahren bauten die Preußen die Bezirksstraße zwischen Köln und Euskirchen, inzwischen ein Teilstück der B51. Sie führt heute weiter Richtung Süden bis nach Saargemünd an der deutsch-französischen Grenze.

Klar ist aber, dass der Meilenstein nicht an seinem ursprünglichen Standort steht, sondern versetzt wurde. Euskirchen ist auf der anderen Rheinseite, knapp 50 km südwestlich von Deutz gelegen. Vielleicht hat die Autobahn GmbH ihn sich vor die Haustür gestellt, um an die Straßenbautätigkeit im Rheinland des 19. Jahrhunderts zu erinnern?

Hinter Klostermauern

Dr. Monika Adamczyk-Enriquez hat mich Ende Oktober im Edith-Stein-Archiv in Köln empfangen. Das Archiv befindet sich im Kloster der Karmelitinnen im Pantaleons-Viertel. Wir haben uns über Edith Stein und das Archiv im Kloster unterhalten. Außerdem schauen wir uns gemeinsam ein Fundstück aus dem Archiv an: ein besonderes Familienfoto der Steins.

Vielen Dank für die Gastfreundschaft und das Öffnen des Fototresors!

0:00-1:49: Intro, Edith Stein & Köln
1:50-5:18: Der Orden der Karmelitinnen
5:19-12:37: Was verwahrt das Archiv? Geschichte des Archivs
12:38-16:12: Das Archiv im Kloster, wer nutzt das Archiv? Kontakt zur Familie
16:13-23:00: Familienfoto der Steins

Stein’sches Familienfoto um 1895. Die Vornamen habe ich ergänzt.

Hier geht es zur Website und zum Youtube-Kanal des Edith-Stein-Archivs.

Drei besondere Kreuze

Den Melaten-Friedhof habe ich schon einige Male für meinen Blog besucht und kehre heute zu einem altbekannten Fundstück zurück: dem Ehrenmal des deutsch-französischen Krieges. Es erinnert an die deutschen Soldaten, die 1870/1871 in Kölner Lazaretten gestorben waren. Das Denkmal trägt viele Erinnerungsschichten in sich, von preußischem Militärpatriotismus über Stadtgeschichte bis hin zum Ende des Zweiten Weltkriegs 1945. Reinlesen und Anschauen lohnt sich!

Heute aber wenden wir den Blick hinter das Ehrenmal. Direkt daran anschließend befindet sich eine Kriegsgräberanlage.

Die Anlage ist zweigeteilt. Die Gräber im hinteren Bereich, weiter vom Ehrenmal entfernt, sind hier zu sehen.

Sie erinnern an gestorbene Soldaten des Ersten Weltkriegs. Die größtenteils liegende Grabplatten sind überwuchert und oftmals kaum mehr zu lesen. Die Gräber gleichen einander nicht wie ein Ei dem anderen, sondern erscheinen für eine Kriegsgräberanlage überraschend individuell. Wir wenden aber den Blick auf die andere Seite, Richtung Ehrenmal.

Die hier Bestatteten sind alle im Zweiten Weltkrieg gestorben und mit uniformen Steinkreuzen beerdigt worden. Die Kreuze tragen Vor- und Nachnamen sowie die Lebensdaten der Toten, die vermutlich vor allem den Bombenangriffen auf Köln zum Opfer fielen. Auch an diesen Gräbern hat der Zahn der Zeit genagt, wie der Moosbewuchs zeigt. Sie sind dennoch in besserem Zustand als die Grabplatten des Ersten Weltkriegs.

Etwas abgesondert vor den Grabreihen stehen drei Kreuze. Hier wurden der 36-jährige Alfons Froitzheim, der 55-jährige Heinrich Reibel und Wilhelm Leiting beerdigt, der im Alter von 44 gestorben war. Ihre Kreuze fallen nicht nur durch ihren Standort auf, sondern sind im Gegensatz zu den anderen miteinander verbunden. Außerdem sind die drei Bestatteten 1956 ums Leben gekommen, also deutlich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Was hat es damit auf sich?

Das Erbe des Krieges

Alfons Froitzheim, Heinrich Reibel und Wilhelm Leiting gehörten zu einem Bombenräumkommando. Sie beseitigten Bomben, Granaten und Munition, die es im Kölner Grund und Boden nach 1945 in großen Mengen gab. Die Stadt war während des Krieges so oft wie keine andere Ziel alliierter Luftangriffe gewesen.

Am 23. Januar 1956 war eine vierköpfige Gruppe um Froitzheim, Reibel und Leiting und Paul Herberger im Einsatz, um in einem Braunkohlentagebau der Roddergrube bei Brühl eine Bombe zu entschärfen. Bei dem Einsatz kamen alle vier ums Leben.

Wir beklagen mit den Angehörigen, den Freunden und der gesamten Kölner Bevölkerung den Tod dieser ausgezeichneten Männer, die (…) das eigene Leben einsetzten, um Gefahren von der Kölner Bevölkerung abzuwenden.

Das hielt die Kölner Stadtverordnetenversammlung in ihrer Sitzung wenige Tage nach dem Unglück fest. Der Redner ergänzte, Froitzheim, Reibel, Leiting und Herberger seien als Kriegsopfer anzusehen. Wohl deshalb fanden drei von ihnen ihre letzte Ruhe auf der Kriegsgräberanlage. Warum Herberger nicht mit seinen Kollegen beigesetzt wurde, ist unklar.

Der Friedhof und die Kriege

Das Ehrenmal und Kriegsgräberanlage erinnern an verschiedene Kriege – 1870/1871, 1914 bis 1918 und 1939 bis 1945 – und an verschiedene Opfergruppen: Soldaten und Zivilisten. Vor allem aber zeigt die Anordnung, wie der Krieg näher rückte. Im deutsch-französischen Krieg sowie im Ersten Weltkrieg erlebte Köln keine Kampfhandlungen. Die Opfer auf dem Melaten-Friedhof stammen aus Lazaretten vor Ort oder von der Frontlinie außerhalb des Rheinlands.

Das war im Zweiten Weltkrieg ganz anders. Die Bombenangriffe und später die Besetzung durch alliierte Truppen brachten den Krieg ins Deutsche Reich zurück, wo er seinen Anfang gefunden hatte. Davon zeugen die steinernen Kreuze auf dem Melaten-Friedhof.

Die Bombenangriffe als Erbe des Krieges wirken bis heute nach. In einer Bombenbilanz listete die Stadt Köln auf, dass 2023 insgesamt 21 Weltkriegsbomben, außerdem Granaten und Munition entdeckt worden seien. Je nach Größe und Lage geht die Entschärfung mit großangelegten Evakuierungen einher. Fast 20.000 Menschen mussten 2023 wegen einer Bombenentschärfung zwischenzeitlich ihr Zuhause verlassen. Ein Ende ist nicht in Sicht, denn, wie es in der Bilanz heißt: „Die Bomben aus dem vergangenen Jahr werden nicht die letzten sein.“

Transport DA 219

Als ich Ende Juli durch die Volksgartenstraße in der Südstadt geradelt bin, sah der begrünte Mittelstreifen anders aus als sonst. Zwischen der Lutherkirche und der Vorgebirgstraße waren die Bäume mit roten Wäscheleinen verbunden, an denen Zettel im Wind flatterten. An den Bäumen selbst waren größere Blätter mit Fotos und Texten angebracht.

Es handelte sich um eine Installation im Gedenken an den Transport DA 219. Er verließ am 20. Juli 1942, vor rund 82 Jahren, Köln-Deutz Richtung Minsk im heutigen Weißrussland (Belarus). Im Minsker Umland wurden die Insassen, über 1100 Menschen, von SS-Angehörigen erschossen oder vergast. Zu diesen Opfern der Shoa zählte Familie Klibansky: die Eltern Erich und Meta Klibansky mit ihren Söhnen Hans-Raffael, Alexander und Michael. An die Familie erinnern fünf Stolpersteine vor der Volksgartenstraße 10, wo sie mehrere Jahre wohnte.

Der Kinderretter von Köln

Erich Klibansky, geboren 1900 in Frankfurt, entstammte einer bildungsorientierten, jüdischen Familie. Nach seinem Studium und der Promotion wurde er Mitte der 1920er Jahre Lehrer in Breslau. Denselben Beruf übte seine Frau Meta, 1902 in Hamburg geboren, aus. Das Ehepaar Klibansky verstand sich als thoratreu, religiöse Rituale waren fester Bestandteil ihres Alltags.

Erich Klibansky, Teil der Gedenkinstallation

Ihr erster Sohn Hans-Raffael kam 1928 noch in Breslau auf die Welt, seine Brüder Alexander (Jahrgang 1931) und Michael (1935) bereits in Köln. 1929 war die Familie in die Domstadt gezogen, wo Erich Klibansky Direktor des jüdischen Reformrealgymnasiums Jawne wurde. Ein Real- legte im Gegensatz zu einem humanistischen Gymnasium den Schwerpunkt auf moderne Sprachen und Naturwissenschaften. Die Jawne war damals das erste und einzige jüdische Gymnasium im Rheinland. Meta Klibansky war ebenfalls an der Schule tätig, sie unterrichtete Englisch.

Meta Klibansky mit ihren Kindern, unten die letzte Postkarte der Klibanskys

Die englische Sprache sollte für die Jawne-Schüler noch wichtig werden. Erich Klibansky erkannte die Gefahr, die den jüdischen Schülern im nationalsozialistischen Deutschland drohte, und organisierte 1939 mehrere Kindertransporte nach Großbritannien. Sein eigentliches Ziel, die gesamte Schule umzusiedeln, war wegen des Kriegsbeginns nicht mehr umzusetzen.

Rund 130 Schüler konnten zwischen Januar und Juli 1939 ausreisen. Sie verließen Deutschland ohne ihre Eltern, die sie oftmals nie wieder sahen. Die Mädchen, Jungen und Jugendlichen gingen zumeist im Klassenverband nach England. Sie kamen, von Lehrern aus Köln begleitet, in den ersten Monaten gemeinsam in Herbergen unter. In einem WDR-Feature hebt einer der Geretteten hervor, wie sehr das die Ankunft gegenüber jenen Kindern vereinfachte, die direkt in Gastfamilien unterkamen.

Ausreise gescheitert

Die Bemühungen der Familie Klibansky, selbst zu emigrieren, scheiterten. Sie hatten bereits Teile ihres Hausrats verschickt, konnten das Land aber nicht mehr verlassen. Derweil wurde die Luft für Juden in Deutschland immer dünner. Die Jawne musste wie andere jüdische Schulen ihre Tore im Juli 1942 schließen.

Am 20. Juli bestiegen Klibanskys am Deutzer Bahnhof den Zug nach Minsk. Das letzte Lebenszeichen von ihnen ist eine Postkarte, die sie an eine befreundete Familie in Köln schrieben und aus dem Zug warfen. Sie ist auf den 21. Juli datiert. Am 24. Juli wurden Klibanskys im Wald bei Blagowschtschina erschossen.

Vielen Dank an die Nachbarschaftsinitiative Klibansky dafür, die Erinnerung wachzuhalten und ihr einen Raum im Straßenbild zu geben! Spuren von Erich Klibansky finden wir nicht nur in der Südstadt. Nach ihm ist auch ein Platz zwischen St.-Apern- und Helenenstraße benannt. Es ist der frühere Schulhof der Jawne.

Zum Weiterlesen und -schauen:

Die Jawne ist heute ein Lern- und Gedenkort, wo man sich über jüdisches Leben in Köln, die frühere Schule und Kindertransporte informieren kann.

Erratum

Mein letzter Blogbeitrag drehte sich um Feuertelegraphen in Köln, genauer gesagt um diese Metallplatten, die man immer noch im Stadtgebiet findet.

Nach einem sehr netten Mailkontakt mit der Kölner Feuerwehr kommt hier eine Korrektur des Blogbeitrags. Tatsächlich sind die Platten nicht die früheren Feuertelegraphen, die man im Falle eines Feuers aufgesucht hat. Es sind die Revisionsklappen, die zu den unterirdischen Kabelschächten führen.

Auch in Köln waren die Feuertelegraphen, wie ihre Pendants in Wuppertal und Düsseldorf, oberirdisch montiert und über besagte Kabel mit der Zentrale verbunden. Ein Bild eines hiesigen historischen Feuertelegraphs habe ich leider nicht gefunden.

Dafür kann man ihre Nachfolger, die Notrufsäulen, noch an einzelnen Stellen in der Stadt finden, zum Beispiel an der Feuerwache an der Gleueler Straße in Lindenthal. Die Notrufsäulen waren bis etwa 2010 in Betrieb. Im Gegensatz zu den Feuertelegraphen ermöglichten sie eine telefonische Verbindung mit der Zentrale. Die großen Zeiten der Telegraphie waren da schon vorbei…

Historische Notrufsäule an der Feuerwache in der Gleueler Straße

Ein Blick in die Tiefe

Mein Ansprechpartner bei der Feuerwehr hat mir sogar die Frage beantwortet, was sich heute unter den Metallplatten im Boden befindet. Viele Kabelschächte und -wege, übrigens städtisches Eigentum, seien ungenutzt. Einige werden weiterhin oder wieder genutzt, etwa für Datenleitungen. An der Stelle ein großes Dankeschön an die Feuerwehr für die ausführliche und nette Antwort!